Digitale Identitäten – die neuen Smartcards
Digitale Identitäten sollen das Gesundheitswesen revolutionieren, indem sie eine einfache und ortsunabhängige Identifizierung aller Beteiligten ermöglichen und den Zugang zu digitalen Gesundheitsdiensten vereinfachen.
Ziel der Einführung digitaler Identitäten
Digitale Identitäten zielen darauf ab, dass sich zukünftig alle Beteiligten im Gesundheitswesen – Versicherte bis Leistungserbringer – jederzeit und ortsunabhängig identifizieren und authentifizieren können. So soll es beispielsweise möglich werden, dass medizinische Fachkräfte sich über ihr Smartphone ausweisen und dadurch Dokumente aus der Ferne unterschreiben können. Ebenso sollen Versicherte die Möglichkeit erhalten, sich über ihr Smartphone für TI-relevante Anwendungen, wie beispielsweise die elektronische Patientenakte (ePA), online zu legitimieren.
Das Gesundheitswesen als Vorreiter
Das Ziel digitaler Identitäten besteht darin, den Zugang zur Telematikinfrastruktur (TI) zu vereinfachen und somit Zugangsbarrieren zu senken. Das Gesundheitssystem hat die Chance eine führende Rolle bei der Etablierung digitaler Identitäten einzunehmen. Digitale Identitäten existieren in Deutschland bereits in Form des elektronischen Personalausweises, sind jedoch in ihrer Anwendung noch nicht weit verbreitet.
Die Entwicklung und der Einsatz von digitalen Identitäten sind ein notwendiger und entscheidender Schritt auf dem Weg zur TI 2.0., denn mit der Umstellung der TI von einem bisher geschlossenen Netzwerk auf das Internet, werden zusätzlich neue Verifizierungsmechanismen erforderlich.
Was verändert sich für die Akteure im Gesundheitswesen
Versicherte
Wie die gematik auf ihrer Informationsseite zur TI 2.0 berichtet, sind die Gesundheits-IDs die digitalen Identitäten für die Versicherten. Ihre Bereitstellung wurde mit Inkrafttreten des Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz (DVPMG) am 9. Juni 2021 geschaffen.
Die Gesundheits-ID dient der Verifizierung für den Zugang zu TI-Anwendungen wie beispielsweise der eigenen elektronischen Patientenakte (ePA) oder eRezept-App sowie weiteren gesundheitlichen Anwendungen. Ihr Ziel ist es, Versicherten zu ermöglichen, sich digital selbst auszuweisen, nachdem sie sich einmalig bei ihrer Krankenkasse identifiziert haben. Sie soll unter anderem auch in Zukunft die Gesundheitskarten (eGK) ergänzen.
Seit dem 01.01.2024 sind Gesundheits-IDs verfügbar und können freiwillig genutzt werden. Sie sind über die Krankenkassen erhältlich. Ab 2026 sollen sie auch als Versicherungsnachweis dienen.
Leistungserbringer
Derzeit sind Gesundheits-IDs ausschließlich für Patientinnen und Patienten verfügbar. Es ist jedoch bereits in Planung, auch Leistungserbringern im Gesundheitswesen digitale Identitäten bereit zu stellen. Die bisherigen Authentifizierungsmittel, wie beispielsweise der elektronische Heilberufsausweis (eHBA), werden zukünftig nicht mehr die einzige Möglichkeit der Authentifizierung darstellen. Leistungserbringer werden sich perspektivisch über eine elektronische Identität verifizieren können, die unter anderem von Ärztekammern ausgestellt werden.
Die Umsetzungsphase für die digitalen Identitäten der Leistungserbringer beginnt dieses Jahr. Bis Mitte 2024 soll die technische Machbarkeit definiert sein. Danach werden die zentralen Identitätsprovider, analog zu den Krankenkassen bei den Gesundheits-IDs für Versicherte, beauftragt. Derzeit ist geplant, Leistungserbringer ab Ende 2025 mit digitalen Identitäten zu versorgen.
Praxissoftware Hersteller
Für Hersteller von Praxisverwaltungssystemen zeichnen sich daher drei wesentliche Bereiche ab, in denen digitale Identitäten zunehmend an Relevanz gewinnen und Einfluss auf die Ausrichtung der PVS-Systeme haben:
- Gesundheits-ID als moderne Alternative zur eGK
Die Vision ist, dass die digitalen Identitäten ab 2026 in Arztpraxen zum Einsatz kommen und dort den Check-In-Prozess vereinfachen. Das Einlesen der eGK wird nicht mehr ausschließlich zur Verifizierung des Versicherten zur Verfügung stehen, die Authentifizierung im PVS muss dann auch mittels Gesundheits-ID möglich sein.
- Alternative zum eHBA
Ein weiteres zentrales Thema für Praxisverwaltungssystem-Hersteller ist die geplante Einführung digitaler Identitäten für Gesundheitsfachkräfte wie (Zahn)ärzt:innen und Apotheker:innen. Dieser Schritt, der voraussichtlich im Jahr 2025 erfolgt, zielt darauf ab, mit den digitalen Identitäten eine Alternative zum elektronischen Heilberufsausweis (eHBA) bereitzustellen.
- Integration privater Krankenversicherungen
Bereits jetzt wird der Online-Check-in über private Krankenversicherungen (PKV) getestet. Dieses Feature könnte nicht nur den Praxisalltag vereinfachen, sondern auch mit existierenden Systemen wie der elektronischen Ersatzbescheinigung (eEB) interagieren und somit direkte Auswirkungen auf die Praxisverwaltungssysteme haben.
Ein Blick über die Ländergrenzen hinaus
Das Konzept digitaler Identitäten erstreckt sich weit über die Grenzen Deutschlands hinaus und strebt eine Integration in ein europaweit nutzbares System elektronischer Identifizierung (eID) an. Auf EU-Ebene laufen derzeit praktische Anwendungstests für das sogenannte EU Digital Identity Wallet (EUDI-Wallets). Die Vision dahinter ist ein digitales Wallet, eine „digitale Brieftasche“, in der alle Anwendungen, die mit einer eID erreicht werden können, hinterlegt sind. Die Angleichung der digitalen Identitäten an die EUDI wird durch die gematik bereits berücksichtigt. Somit ist die Vision, den Zugriff auf die eigenen Gesundheitsdaten europaweit zu ermöglichen.
Zukunftssicher mit Managed Services
Dem Gesundheitswesen steht ein wichtiger Wandel bevor, angeführt von der gematik, mit dem Ziel, den Zugriff auf die Telematikinfrastruktur (TI) für alle Nutzer:innen zu erleichtern. Auch wir möchten als Anbieter von Managed Services dazu beitragen, unseren Kund:innen den Zugang zur TI so einfach wie möglich zu machen. Durch unser TIaaS entlasten wir unsere Kundinnen und Kunden bereits erheblich: Statt Konnektoren in den Praxen zu installieren, übernehmen wir das Hosting in unserem zertifizierten Rechenzentrum. Mit Easy TI können Hersteller von Praxisverwaltungssystemen (PVS) bereits sämtliche TI-Dienste, wie das eRezept und die ePA, anbieten, selbst wenn deren eigene Systeme noch keine direkte Integration dieser Anwendungen bieten. Damit gewährleisten wir, dass unsere Nutzer:innen stets an die neuesten Entwicklungen der Telematikinfrastruktur angebunden sind und bereits heute bestens für die Zukunft der TI gerüstet sind. Noch keinen TIaaS- oder Easy-TI-Anschluss? Kontaktieren Sie uns einfach hier.